Samstag, 23. März 2013

Interview: Mark Wahlberg



Gelb gewellte Auslegware und Treppen aus weißem Marmor weisen uns den Weg. Wir befinden uns im Ritz Carlton am Potsdamer Platz und warten auf Mark Wahlberg. Kurz vor der Berlinale jettet der berühmte Ex-Rapper, Ex-Calvin-Klein-Model und mittlerweile einflussreiche Hollywoodstar und Produzent in die Hauptstadt um die Promo-Trommel für seinen neuesten Streifen “Broken City” zu rühren. Ganz ungezwungen und mit bester Laune betritt er den Interview-Raum “Hey Jungs, wie geht’s euch?” informiert er sich in einem kumpelhaften Umgangston. Dabei sieht Marky Mark so aus, als wäre er direkt aus dem Wellness-Bereich des Luxus-Hotels zu uns gestossen. Bunte Sneakers an den Füßen, T-Shirt, Schweißbändchen am Arm und eine Flasche Hydro-Water in der Hand. Natürlich trinkt er auch nur das, ihm gehört schließlich ein Teil des Konzerns der dahinter steht. Doch dazu später mehr. Reisen wir erst mal in seine bewegte Kindheit.

Herr Wahlberg, wie war es, als eins von neun Kindern in einer Arbeiter-Groß-Familie auf zu wachsen?

Es war ziemlich normal, denn es war das einzige was ich kannte. Ab einem bestimmten Alter merkte ich, dass ich mir nicht alles leisten konnte, was andere Kinder so hatten, aber wir hatten immer uns und das reichte. Es war sehr chaotisch, aber meistens cool und vor allem, wenn man mal in einen Kampf geraten ist, konnte man immer einen seiner anderen Brüder um Hilfe bitten.

Wann kamen die ersten Träume ans Kino und die Idee beim Film zu arbeiten?

Das kam alles erst sehr spät, als ich Danny DeVito und Penny Marshall getroffen hatte, so mit 20 oder 21 Jahren. Das Kino habe ich aber schon immer geliebt. Meine Lieblingsbeschäftigung war es mit meinem Vater Filme zu gucken. Der erste Film den ich jemals im Kino gesehen habe war “Ein stahlharter Mann” mit Charles Bronson. Ich erinnere mich noch als wäre gestern gewesen. Steve McQueen, Robert Ryan und James Cagney, alle diese Typen, die besser als andere aussahen, wurden meine Idole.

Toll macht er das alles. Man fühlt sich so, als hätte man einen entspannen Kumpel neben sich zu sitzen, der ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert und das alles gar nicht so anstrengend findet. Fragen wir ihn mal etwas zu dem Film, der eigentlich promotet werden soll.

Niemand hat eine reine Weste in “Broken City”, es gibt kein echtes Happy End, dass ist alles ein wenig untypisch, was hat sie dazu bewegt den Film zu machen?

Ich liebe diese Welt, mag das Material, solche Filme machen mir einfach Spaß und es kann nicht immer Happy-Endings geben. Filme über Korruption und Leute die viel Macht haben und diese falsch nutzen ziehen mich einfach magisch an, obwohl ich auch vieles anderes mache, sind es doch genau diese Geschichten die ich zeigen möchte. Macht ist einfach gefährlich und schon als Kind hatte ich es mit korrupten Polizisten zu tun. Es ist eine Welt in der ich mich wohl ziemlich gut auskenne.

Welche Rolle hatten sie als Produzent bei dem Projekt, konnten sie selbst die Schauspieler aussuchen?

Ich habe alle Schauspieler ausgesucht, mich um alles gekümmert. Vom Geld besorgen, über die Idee den Streifen unabhängig zu produzieren. Wir haben ihn im Geiste einer Fernsehproduktion gemacht. Weniger Geld, weniger Zeit, aber wenn man gutes Material hat, verzichten große Schauspieler auch mal gerne auf ihre normalen Gagen.

Stimmt es, dass sie eigentlich die Rolle des Bürgermeisters übernehmen wollten?

Ja, wisst ihr, man will immer die Rolle haben, für die man eigentlich nicht der richtige ist. In “Ted” wollte ich eigentlich der Bär sein, wenn man “Scarface” liest, will man “Scarface” sein.

Aber wieso ist Russel Crowe dann besser geeignet als sie?

Na ja, vor allem stimmt es mit dem Alter eher als bei mir. Aber junge Leute wollen immer die alten und die alten die jungen spielen. Ich habe mal ein Drehbuch von Paramount Pictures bekommen und es gelesen. Es ging um einen alten und einen jungen Typen und ich wurde immer aufgeregter und hatte mich in Geschichte verliebt. Vielleicht rufe ich Jack Nicholson an, er ist ein Kumpel von mir oder Tommy Lee Jones, die wären perfekt für den alten part. Dann bekomme ich einen Anruf aus dem Studio. Sie fragen mich, was ich von Gerrett Hedlund halte. Er ist cool, aber wieso wollt ihr das wissen? Antworte ich. Na ja, er soll den jungen Typen spielen. Wie bitte? Wer bin ich dann? Schreie ich in den Höhrer, ich bin schon der verfickte alte Typ? Das geht alles so schnell.

Stimmt es, dass es während dem Dreh einen Unfall gab?

Ja, es gibt diese Szene wo mein Charakter anfängt zu trinken, weil er seine Freundin, die ja Schauspielerin ist, auf der großen Leinwand in einer Sexszene sieht. Grauenhaft, meine Frau würde ich auch nie in so etwas sehen wollen, sie hasst es auch, wenn ich erotische Szenen drehe. Er geht also auf die Strasse und verprügelt ein Paar Männer, macht was kaputt und wirft Flaschen umher. Ich hab einfach ein paar Freunde angerufen, denen ich aufs Maul hauen konnte und wir haben mit der Kamera drauf gehalten.

Wie bitte?

Ja, ich hatte keine Lust viel zu choreographieren, also rief ich zwei Freunde an, sagte ich bring euch in meinen neuen Film. “Cool, was sollen wir machen” erwiederten sie und wussten auch gleich es wird was verrücktes werden. Stellt euch einfach in die Ecke da hinten und schaut was passiert. Ich rannte hin und wir schlugen einfach die Scheisse aus uns raus. Plötzlich schreitete die Polizei ein und wollte einen Schlussstrich unter die Sache setzen. Es reicht, sie wollten mir die Drehgenehmigung weg nehmen. Also musste ich im Büro des echten Bürgermeisters anrufen und um Vergebung bitten, damit wir weiter machen konnten.

Herrlich, wie er mit kleinen Anekdoten und persönlichen Geschichten um sich wirft, er weiss einfach wonach die Presse lechzt. Ein Profi. Und jetzt wird er richtig leidenschaftlich. Man sieht ihm die Passion richtig an, spürt wie er sich für Projekte begeistern kann.

Sie haben die amerikanischen Rechte des norwegischen Films “Headhunters” erworben?

Ich liebe diesen Film einfach, er ist so großartig.

Ein zustimmendes Nicken von unserer Seite aus.

Hast du den Film gesehen? Fragt Wahlberg.

Ja, er war super!

An dem Tag wo ich ihn sah, haben wir gerade “Broken City” gedreht und meine Familie plante vorbei zu kommen, weil wir Thänksgiving feiern wollten. Ich habe einem Kumpel gesagt, er muss ihnen erklären, dass ich erst diesen einen Thriller zu Ende sehen muss. Wir wollten eine amerikanische Version davon drehen. Und dann wurde ich richtig traurig, weil er eh schon verkauft war. Ich wollte ihn produzieren und drin mitspielen, hatte mich schon mit dem Regisseur getroffen, also habe ich den neuen Verleih angerufen und denen erklärt, dass sie verkacken werden und ich das machen muss, aber im Moment weiss ich nicht mal mehr wo die Rechte geblieben sind. Oh man, erinnert ihr euch noch an diese eine Szene, wo das Polizeiauto die Klippe runter fällt, oder als er sich die Haare mit dem Messer schneidet?! Einfach verdammt großartig der Streifen. Oder die Szene mit dem Hund. Wow!

Genug geschwärmt, holen wir ihn mal ein wenig zurück in die Realität und stellen die obligatorischste aller Fragen.

Du hast schon immer einen wohl trainierten Körper, wie wichtig ist dir Fitness und was ist dein Geheimnis?

Ich liebe es meinen Körper zu pushen, ich kann mich an physische Grenzen bringen, aber es kommt immer darauf an, was ich gerade spiele. In “Broken City” reicht es aus, normal rum zu laufen, aber in “Pain & Gain”, den ich mit Michael Bay gedreht habe, musste ich richtig pumpen gehen. Ich spiele einen Bodybuilder.

Vermisst du die Zeit als Marky Mark manchmal und ist deine Musik-Karriere endgültig ein geschlossenes Kapitel in deinem Leben?

Es ist auf jeden Fall vorbei. Aber es waren echt lustige Zeiten. Ich kann mich noch daran erinnern oft in Deutschland und Berlin gewesen zu sein und allen möglichen Trubel veranstaltet zu haben. Es gibt aber keinen Fokus und keine Disziplin im Musik-Business, dass ist der größte Unterschied zum Filmemachen.

Welche Musik hörst du denn Heutzutage so?

Ach, keine Ahnung. Aber meine neunjährige Tochter liebt Taylor Swift. Mein Sohn, er ist sechs Jahre alt, hört den ganzen Tag Jay-Z und Kanye West. Alleine im Auto höre ich Rock, aber meistens diktieren die Kinder, was wir für Filme gucken und für Musik hören.

Kannst du überhaupt noch relaxen, wenn du deine Filme produzierst und mitspielst?

Nein, das klappt einfach nicht. Die Tage werden immer länger und vieles passiert in der Nacht. Man kommt nach Hause und die Sonne geht schon wieder auf, es ist schwer ein zu schlafen, du musst alles abdunkeln. Ausruhen ist da nicht drin.

Du hattest so viele verschiedene Karrieren. Als Rapper, Model, Schauspieler, was kommt als nächstes, was passiert noch so in deinem Leben?

Ich habe viele verschiedene Business-Ideen, vor allem abseits der Filmindustrie. Mir gehört ein Teil des bekannten “AquaHydrate”-Konzerns…

Er spielt mit dem Wasser auf dem Tisch herum.

…der mit Elektrolyte versetztes Wasser herstellt. In Zukunft will ich darauf hin arbeiten alles was ich produziere auch selbst behalten zu können, also mein eigenes Studio zu haben.

Wie sieht es mit selbst Regie führen aus?

Da habe ich auf jeden Fall schon drüber nachgedacht, aber das nimmt so viel Zeit weg. Ich habe vier Filme die dieses Jahr raus kommen, dann noch Regie irgendwo machen, klappt nicht mehr. Aber wenn das richtige Projekt zur richtigen Zeit kommt, wieso eigentlich nicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Quatsch, ich danke euch dafür. Ruft er noch in die Journalisten-Menge. Posiert brav für ein Paar Fotos und muss dann auch schon weiter zu der nächsten Gruppe. 

Interview/Foto: Markus Breuer

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